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Dr. Schlarmann - Mittelstand

aktuelle Informationen für den Mittelstand
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22.02.2025 21:14 (4 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig- Erhard-Stiftung e.V.

Klarheit nötig!

Wir stehen kurz vor einer historischen Wahl. Die Ludwig-Erhard-Stiftung ist parteipolitisch unabhängig und wir hüten uns vor Wahlempfehlungen, auch wenn wir nicht verschweigen wollen, dass Kanzlerkandidat Friedrich Merz seit Jahren Mitglied der Stiftung ist. Das bedeutet aber nicht darauf zu verzichten, über die Herausforderungen der kommenden Jahre Roland Koch und die Bedeutung der Wahlentscheidung zu sprechen.

Gibt es Mehrheiten für diesen Wechsel?

Beim Blick auf die aktuellen Umfragen wird die erste Herausforderung sichtbar: Wie werden sich Mehrheiten bilden? Alle sprechen von einer Richtungsentscheidung, die Opposition vom Politikwechsel. Die offenbar hohe Zustimmung für die AfD signalisiert, dass es bei den Wählern ein dringendes Bedürfnis für einen Wechsel gibt. Wären die Parteien der demokratischen Mitte zu einem solchen Wechsel nicht in der Lage, würde das wahrscheinlich das radikale Lager noch mehr stärken. Die Wähler entscheiden, welche Signale sie senden, um Parteien nach der Wahl zu der Erkenntnis kommen zu lassen, dass nur spürbare Änderungen – die idealerweise schnell und entschlossen vorgenommen werden –, das Vertrauen in die Mitte zurückholen können. Die Union wird wohl eine Regierung anführen. Aber wird sie auch stark genug zum Anführen? SPD und Grüne werden vermutlich unzufrieden sein. Aber wie klar werden die Botschaften der Wähler? Und was werden die Parteien aus den Botschaften lernen? Die Rolle der traditionsreichen, aber existenzgefährdeten Liberalen ist in jeder Hinsicht ungewiss. Gewiss ist dagegen: Handlungsunfähigkeit kann sich Deutschland nicht leisten.



18.02.2025 18:54 (30 x gelesen)

Der NATO-Russland-Pakt

Die Münchener Sicherheitskonferenz

Es war die Delegation aus den USA, die auf der „Münchener Sicherheitskonferenz (MSC)“ im Februar 2025 den Ton angab. Die Amerikaner waren mit mehr als 60 Ministern und Kongressabgeordneten (!) unter der Leitung des neuen amerikanischen Vizepräsidenten JD Vance angereist, um den Europäern auf dieser Konferenz die Leviten zu lesen: Vance machte den europäischen Politikern den Vorwurf, in ihren Ländern die Meinungsfreiheit zu unterdrücken, volksnahe Parteien von Regierungsämtern auszuschließen und dadurch die Demokratie zu gefährden.

Nicht China und Russland seien die Bedrohung, sondern Europa, das sich von den eigenen Werten entfernt habe und mit Zensur, Gerichtsurteilen und politischen Maßnahmen die demokratischen Werte zerstöre, sagte Vance. Man dürfe Menschen „nicht dazu verdonnern, etwas zu glauben“ oder auffordern, bestimmte soziale Medien zu verlassen. Die „deutsche Demokratie hat Greta Thunberg überlebt, sie wird auch Elon Musk überleben“, den Eigentümer der Plattform X (FAZ vom 15 Februar 2025).

JD Vance beließ es nicht bei dieser „Tirade“, sondern stellte außerdem den amerikanischen Schutz für die Sicherheit Europas infrage und forderte die europäischen Staaten auf, sich darum in Zukunft selbst zu sorgen. Hinsichtlich des Krieges in der Ukraine kündigte er an, dass Donald Trump mit dem russischen Staatsführer Wladimir Putin persönlich ohne europäische Beteiligung über einen Friedensschluss verhandeln werde. Bei dem gleichzeitig angesetzten NATO-Treffen in Brüssel teilte Trumps neuer Verteidigungsminister Pete Hegseth seinen europäischen Kollegen mit, wo Trump die Kernpunkte für einen solchen Frieden sieht: Die Ukraine verzichtet auf die Krim und den Donbas, und die NATO-Mitgliedschaft bleibt ihr verwehrt. An einer Friedens- oder Sicherheitstruppe für die Ukraine werden sich die USA nicht beteiligen, das sei dann Sache der Europäer.

Die europäischen Konferenzteilnehmer waren über diesen Auftritt entsetzt und forderten, an den Verhandlungen mit Russland beteiligt zu werden, wenn es um Krieg oder Frieden auf ihrem Kontinent geht. Botschafter Heusgen, der seinerzeit als Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel das Minsk-Abkommen zwischen Russland und der Ukraine mitverhandelt hatte, kritisierte die amerikanische Verhandlungsstrategie: „Ich bin überrascht, wie der größte Deal-Maker aller Zeiten gleich zwei Dinge daher gibt, ganz unnötig.“ (FAZ aaO.)

Gehört wurden die Europäer damit nicht. Die amerikanische Delegation war schon nach Riad in Saudi-Arabien weitergereist, um das Treffen zwischen Trump und Putin vorzubereiten.

Die Stimmung bei den deutschen Außenpolitikern nach dem Auftritt der amerikanischen Delegation brachte CDU-Außenexperte Norbert Röttgen zum Ausdruck: „Jetzt ist die Situation so, dass wir keine Wahl mehr haben. Wir haben immer noch gedacht, wir können ignorieren, wir können weglaufen. Wir sind jetzt selber am Abgrund.“



09.02.2025 21:42 (56 x gelesen)

Friedrich Merz: „Deutschland kann Wirtschaft!“

Nach der öffentlichen Aufregung über das „Migrationsbegrenzungsgesetz“ hat sich Friedrich Merz am 9. Februar 2025 im laufenden Wahlkampf mit einem Gastbeitrag in der WELT AM SONNTAG (WamS) zu den wirtschaftspolitischen Plänen der Union geäußert.  

•    Er verspricht, die strukturellen Probleme, die der Wirtschaftsstandort Deutschland heute hat, nicht mit dem „Verstellen einiger kleiner Stellschrauben“, sondern mit einem „echten Politikwechsel“ zu lösen. Denn die „Unternehmen brauchen keine Subventionen, sondern die richtigen Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft den Wohlstand unseres Landes erarbeiten zu können.“
•    Gerade in Zeiten rasanter technischer Entwicklungen „müssen wir wieder Freiraum für Unternehmertum schaffen“, betont Merz. Dazu soll der Rückbau der Bürokratie forciert werden, indem z.B. für jede neue Regelung zwei andere aufgehoben werden. Außerdem will Merz Unternehmen in der Gründungsphase „von der meisten Bürokratie befreien“.
•    Den Fachkräftemangel will Merz dadurch bekämpfen, dass Rentner, die über den Rentenbeginn hinaus weiterarbeiten, auf ein monatliches Gehalt bis zu 2000 Euro keine Steuern zahlen müssen. Das Bürgergeld mit seinen falschen Anreizen soll abgeschafft werden. Im Übrigen will Merz die Einkommensteuerbelastung und die Steuer auf einbehaltene Gewinne schrittweise reduzieren.   

Mit solchen Plänen einer „angebotsorientierten Wirtschaftspolitik“ setzt sich Friedrich Merz deutlich von der Wirtschaftspolitik des jetzigen grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck ab, der der Meinung ist, dass eine Wirtschaftspolitik, die der „Wirtschaft die besten allgemeinen Bedingungen verschafft“, der Vergangenheit angehört. Er jedenfalls werde mit Subventionen aktiv dafür sorgen, „dass die Schlüsselindustrien, die wir haben, hier im Land bleiben“ und die Industrie ihre Klimaziele erreicht.



31.01.2025 00:17 (92 x gelesen)

Merkel und die Brandmauer

Die CDU/CSU hat Ende Januar 2025 mehrere Beschlussentwürfe zur Verschärfung der Migrationspolitik in den Deutschen Bundestag eingebracht und mit den Stimmen der AfD beschließen lassen. Gefordert werden darin dauerhafte Grenzkontrollen zu allen Nachbarländern und eine stärkere Rolle der Bundespolizei bei Abschiebungen. In dem Antrag heißt es: „Es gilt ein faktisches Einreiseverbot für Personen, die keine gültigen Einreisedokumente besitzen und die nicht unter die europäische Freizügigkeit fallen.“ Dies soll ausdrücklich auch für Menschen gelten, die in Deutschland einen Asylantrag stellen wollen. Ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder sollen so lange in Arrest kommen, bis sie freiwillig ausreisen oder die Abschiebung vollzogen werden kann.

In einem zweiten Antrag unter dem Titel "Für einen Politikwechsel bei der Inneren Sicherheit" listet die Union 27 Maßnahmen auf, mit denen die Arbeit der Ermittler und der Polizei verbessert werden soll. Dazu gehören zum Beispiel   die Ausweitung der elektronischen Gesichtserkennung, ein verbesserter Datenaustausch und härtere Strafen für Angriffe auf Polizisten, Rettungskräfte und Helfer. Schließlich stand auch das sogenannte "Zustrombegrenzungsgesetz" der Unionsfraktion zur Abstimmung. Damit soll unter anderem der Familiennachzug zu Geflüchteten mit eingeschränktem Schutzstatus beendet werden.

CDU/CSU waren nach intensiver Beratung zu dem Ergebnis gekommen, dass sie selbst die Anträge stellen mussten, weil es sonst die AfD gemacht hätte. Dafür gab es deutliche Hinweise. Noch vor Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses zu dem ersten Antrag machte Friedrich Merz der SPD und den Grünen noch einmal das Angebot, über den Stopp des Familiennachzuges neu zu verhandeln. Er suche „keine anderen Mehrheiten als die in der demokratischen Mitte unseres Parlaments“, sagte er in einem emotional aufgeheizten verbalen Schlagabtausch. „Wenn es hier heute eine solche Mehrheit (mit der AfD) gegeben hat, dann bedaure ich das.“ SPD und Grüne gingen aber auf dieses Angebot nicht ein.

Für den ersten Antrag der Union stimmten 187 Abgeordnete von CDU/CSU, 75 AfD-Abgeordnete, 80 Angehörige der FDP-Fraktion sowie 6 fraktionslose Abgeordnete, was die nötige Mehrheit von 348 Stimmen ergab. Der zweite Antrag der Union, mit dem die elektronische Gesichtserkennung ausgeweitet und der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt werden sollten, erhielt die erforderliche Mehrheit nicht.

Nach der Verkündung der Abstimmungsergebnisse beantragte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich eine Sitzungsunterbrechung. Nach einem solchen Votum dürfe man nicht so einfach zur „Tagesordnung“ übergehen, sagte er. Die Union sei „aus der politischen Mitte dieses Hauses ausgebrochen“.

Die Grünen sprachen von einem schwarzen Tag für die Demokratie. „Sie sehen uns ziemlich erschüttert“, sagte Grünen-Co-Fraktionschefin Katharina Dröge. „Ein Antrag hat eine Mehrheit nur deshalb bekommen, weil eine rechtsextreme Fraktion zugestimmt hat.“ Dies sei „sehenden Auges“ geschehen und das Werk von CDU-Chef Friedrich Merz, der dadurch seine Glaubwürdigkeit verloren habe. „Es braucht eine Zusage von ihm, dass er in Zukunft so etwas nicht wiederholt“, forderte Dröge, deren Fraktion zu einer Sondersitzung zusammenkam.  



24.01.2025 18:25 (99 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

Sozialstaat und Leistungsgesellschaft – eine Herausforderung

Die Soziale Marktwirtschaft wurde auch deshalb zum Erfolg, weil sie aus den Erfahrungen der Weimarer Republik gelernt hat. Sie kombinierte die freie Steuerung der Güterproduktion und ihrer Verteilung mit sozialer Sicherheit. Diese ausgewogene Kombination war und ist ein entscheidender Faktor ihres Erfolgs. Leistung wurde belohnt, während die ständige Angst vor existenziellen Risiken gemindert wurde. Diese Balance ist trotz aller aktuellen Radikalisierungen eine Gewähr für stabile politische Verhältnisse, die wir nicht nur in den USA derzeit nicht mehr sehen.

In diesen Tagen wird wieder einmal mit einem kurzen Aufbrausen der medialen Empörung über die mögliche Wirkung von Karenztagen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall diskutiert. Helmut Kohl hat mit diesem Vorschlag schon 1996 schlechte Erfahrungen gemacht, denn jede gesetzliche Regelung dieser Art kann tarifvertraglich umgangen werden. In diesem Fall lohnt sich der Streit kaum.



23.01.2025 17:57 (116 x gelesen)

Krise der Autobranche politisch verschuldet!

Die deutsche Kraftfahrzeugbranche befindet sich um Umbruch und steht mit dem Rücken zur Wand. Der Absatz sowohl von Verbrenner-Autos und als auch von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, sogenannten E-Autos, ist rückläufig. Gleichzeitig droht der amerikanische Präsident mit Importzöllen und die Europäische Union mit hohen Strafen, weil die strengeren Flottengrenzwerte 2025 nicht eingehalten werden können.

Dazu einige Zahlen: Blickt man auf die gesamte Autoproduktion in der Welt, ist Deutschland mit 4,2 Millionen Autos 2024 auf den fünften Platz zurückgefallen, nach China mit einer Produktion von 26,7 Millionen Autos, den USA mit 10,7 Millionen, Japan mit 7,1 Millionen und Indien mit 4.8 Millionen.  

Für den deutschen Automarkt erwartet der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) im Jahr 2025 Neuzulassungen von 2,84 Millionen, was gegenüber 2024 einem Plus von einem Prozent entspricht. Diese Anzahl von Neuzulassungen liegen aber immer noch um ein Viertel unter dem Niveau der Vor-Covid-Zeit. Für den EU-Markt wird ein Plus von zwei Prozent auf 13, 2 Millionen prognostiziert.

Für die Einhaltung der strengeren EU-Flottengrenzwerte müsste die Neuzulassung von E-Autos in Deutschland kräftig wachsen. Sie ist aber von 524.000 im Jahr 2023 auf 381.000 im Jahr 2024 gesunken. Der größte Autoversicherer HUK-Coburg bestätigt diese Zahlen: Während die Quoten der Umsteiger im letzten Quartal 2022 und 2023 wegen der Kaufprämie noch bei 6,9 und 6,2 Prozent lagen, waren es nach dem Wegfall der Kaufprämie im letzten Quartal 2024 nur noch 3,9 Prozent.

Die Lage auf dem Markt für Nutzfahrzeuge sieht für den VDA ähnlich düster aus: Alle Hersteller von Nutzfahrzeugen hätten Lastwagen mit alternativen Antrieben im Angebot; doch in Deutschland gebe es nur 160 Ladesäulen für schwere Nutzfahrzeuge; zudem müssen Spediteure jahrelang warten, um genug Stromleitungen für Ladesäulen auf dem jeweiligen Betriebsgelände zu erhalten. Es sei deshalb kein Wunder, dass der Elektroanteil bei schweren Nutzfahrzeugen bei 2,6 Prozent stagniert.



19.01.2025 00:17 (128 x gelesen)

Der Streit um „grünen Stahl“

Am Montag, dem 13. Januar 2025, fand in Bochum eine Betriebsrätekonferenz des Sozialflügels der CDU (CDA) statt. Als Redner war Friedrich Merz, CDU-Chef und Kanzlerkandidat, eingeladen. Neben ihm stand der Betriebsratsvorsitzende von ThyssenKrupp, der Merz als Symbol für ein Bekenntnis zur Stahlindustrie in Deutschland einen Sicherheitshelm übergab.

In seiner Rede sagte Friedrich Merz, um in Zukunft sogenannten „grünen Stahl“ herzustellen, solle sich die Stahlindustrie nicht auf die Wasserstoff-Technologie konzentrieren, sondern auf die Abscheidung von Kohlendioxid (CO2), auch „Carbon Capture and Storage (CCS)“ genannt. Für die anwesenden Betriebsräte kam diese Ankündigung überraschend, weil sich die Stahlindustrie mit dem Wirtschaftsministerium bereits auf den Einsatz von Wasserstoff zur zukünftigen Herstellung von „grünem Stahl“ verständigt hatte. Die Abscheidung von CO2 aus der Luft kommt in Deutschland zur Zeit nicht zur Anwendung, weil die Grünen diese Methode ablehnen.

Die Äußerungen von Friedrich Merz sorgten schon kurz nach seinem Auftritt in Bochum für erhebliche Aufregung und veranlassten Robert Habeck zu einer heftigen Replik: „Diese Aussage ist ein Schlag in das Gesicht all der Beschäftigten, denn sie kann nur so übersetzt werden, dass die deutsche Stahlproduktion zu Ende geht“, sagte Habeck einige Tage später in einer erweiterten Vorstandssitzung der Grünen-Bundestagsfraktion.



17.01.2025 23:47 (119 x gelesen)

Roland Koch,Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

Finger weg von der Schuldenbremse


Kaum eine Diskussion kommt in diesen Tagen ohne eine Debatte über die Schuldenbremse aus. Viele Bürger glauben inzwischen, dass die Zukunftsprobleme aus Geiz (Stichwort „Schwarze Null“) entstanden sind und ohne massive Verschuldung für eine Reihe von Feldern – von Infrastruktur über Verteidigung, Klimawende, Strompreissubvention bis zur Bildung – keine wirkliche Zukunftshoffnung besteht. In zahlreichen Erhard-Kommentaren konnte ich mich in den vergangenen Jahren immer wieder mit diesen Themen beschäftigen.  

Es gibt keinen Zweifel: Unser Land steht vor großen Herausforderungen. Wir geraten an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit und ganz offensichtlich wurden in den letzten Jahrzehnten auch bedeutsame Fehler gemacht. Dennoch bleibt es dabei, jede Generation muss ihre Lasten überwiegend selbst tragen und kann sie nicht auf die Kinder- und Enkelgenerationen verschieben. Genau das ist aber zwischen 1970 und 2010 in kaum zu verantwortender Weise geschehen und würde sich ohne Schuldenbremse fortsetzen.  



11.01.2025 19:07 (146 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung

Ziel 2025: Rückkehr zu den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft


Als im Jahr 2022 der Koalitionsvertrag der mittlerweile gescheiterten Ampel-Koalition veröffentlicht wurde, richteten sich zunächst einige Blicke überzeugter Marktwirtschaftler neugierig auf die Formulierung „Es gilt, die soziale Marktwirtschaft als eine sozial-ökologische Marktwirtschaft neu zu begründen." Inzwischen ist klar: Dieser Satz war bestenfalls die Schmuck-Banderole einer bewusst zusammengestellten Mogelpackung. Es ging nicht um die Fortsetzung der erfolgreichen Strategie einer durch abstrakte Regeln zivilisierten Selbststeuerung der Wirtschaft, eben der Sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards. Vielmehr war die „Neubegründung" der Startknopf für die Nutzung des Begriffs Marktwirtschaft in einem wohldurchdachten Projekt der Wirtschaftslenkung, für das Robert Habeck letztlich steht – und mit dem er gescheitert ist.



10.01.2025 20:54 (136 x gelesen)

Boris Palmer zur kommunalen Haushaltsmisere

Die Kommunen in Deutschland stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Das Defizit aller kommunalen Haushalte betrug nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die ersten drei Quartale 2024 knapp 25 Milliarden Euro. Bricht man diese schier unvorstellbare Summe auf die Zahl der Einwohner herunter, bedeutet dies nach den Berechnungen des Deutschen Landkreistages: „Auf jeden Einwohner entfallen durchschnittlich 318 Euro ungedeckter kommunaler Ausgaben.“

Die dramatische Lage der kommunalen Finanzen erklärt sich vor allem durch die steigenden Personal- und Sozialkosten, die zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen innerhalb eines Jahres um mehr als zehn Prozent, in Baden-Württemberg und Hessen um mehr als dreizehn Prozent und in Rheinland-Pfalz sogar um mehr als vierzehn Prozent gestiegen sind.

Die kommunalen Spitzenverbände – Städtetag, Landkreistag, Städte- und Gemeindebund – haben angesichts der sich abzeichnenden Zahlen schon seit langem vor einem Stillstand bei den Investitionen gewarnt. „Neue Investitionen können unter diesen Vorzeichen praktisch nicht mehr beschlossen werden.“ Weil auf Bundes- und Länderebene aber nichts geschah, haben mehrere Kommunen schon vor längerer Zeit gegen die mangelhafte Ausstattung ihrer Haushalte eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht erhoben.



30.12.2024 22:06 (195 x gelesen)

„Der Selbständige verliert an Boden“

Interview von Herbert Kremp, Herausgeber der Tageszeitung DIE Welt, und Wilm Herlyn mit dem Soziologen Helmut Schelsky zum Auftakt des CDU-Parteitages 1976 in Hannover:

Zur Zeit des Interviews befand sich die Union in der Opposition, und eine sozial-liberale Koalition aus SPD und FDP stellte ab 1969 den Bundeskanzler, zunächst Willy Brandt und danach ab 1974 Helmut Schmidt. Das Interview wird in den jeweiligen Teilen wiedergegen, die auch heute noch aktuell sind.

WELT:  Sie haben sich in vielen beachteten Beiträgen über die deutschen Parteien und ihre Grundsatzschwäche geäußert. Nun beginnt morgen in Hannover der letzte große CDU-Parteitag vor den Wahlen. Ist die CDU heute schwach oder stark?
Schelsky: Jede der drei großen Parteien hat nach wie vor ihre besondere Grundsatzschwäche, also auch die CDU/CSU. Beide erheben den Anspruch, konservative, soziale und liberale Grundsätze zu verwirklichen. Doch geht man mit den Positionen unterschiedlich um: Die christlich-konservative wird mehr verschwiegen als formuliert, die liberale geht wenig über den Wirtschaftsliberalismus hinaus. Allgemeine Zustimmung findet in dieser Partei offenbar nur das Christlich-Soziale…

WELT:  Aber hat sich die Union in den sieben Jahren der Opposition nicht personell regeneriert?
Schelsky: Da wäre ich doch vorsichtig. Gerade im Personellen sehe ich bei den Unionsparteien wenig Neues. In den sieben Jahren sind nicht viel alte Köpfe verschwunden. Da liegt möglicherweise das einzige oder eines der großen Hindernisse, durchschlagende Wirkung zu erzielen. Die Alten sagen nichts Neues, sie passen sich Strömungen an.



23.12.2024 21:49 (207 x gelesen)

Klimawandel im Nebel

Der fast völlige Ausfall des Solar- und Windstroms Anfang November 2024 zeigt erneut, auf welch dünnem Eis die deutsche Energiewende fährt. Das ergibt sich auch aus einer Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD), über die die Tageszeitung DIE WELT vom 23. Dez. 2024 berichtete. Danach sind „Phasen ohne Wind und Sonne praktisch jährlich zu erwarten und können weit länger andauern, als es in diesem Winter bislang der Fall war“. Die zunehmend vom Wetter abhängige Stromversorgung Deutschlands muss sich demnach auf noch größere Stromausfälle einstellen.

Was ist geschehen? Hochnebel und Windstille in Zentraleuropa hatten die Produktion von Wind- und Solarstrom in der ersten Novemberwoche 2024 fast vollständig zum Erliegen gebracht. Am Spotmarkt der Strombörse kletterte der Strompreis daraufhin auf 1000 Euro pro Megawattstunde, im Kurzfristhandel sogar auf 4000 Euro für eine Strommenge, die am Terminmarkt normalerweise nur 40 Euro kostet. Zeitweise musste rund ein Viertel des deutschen Strombedarfs importiert werden.  

Eine Analyse dieses Vorgangs durch den Deutschen Wetterdienst führte zu dem Ergebnis, dass solche Dunkelflauten auf Grund von Hochwetterlagen seit 1950 praktisch in jedem Winterhalbjahr auftreten. Im Schnitt gebe es eine solche Wetterlage an 8,2 Tagen pro Winterhalbjahr, im Winterhalbjahr 2010/2011 gab es sie sogar an 23 Tagen. Auch eine Dauerflaute von sechs aufeinander folgenden Tagen sei „nicht ungewöhnlich“. In mehreren Jahren habe sie sogar neun oder zehn Tage gedauert.

Das deutsche Stromsystem müsse sich dementsprechend auf solche Zeiträume ohne Wind- und Solarstrom einrichten, mahnte der Deutsche Wetterdienst. Das Problem seit langem bekannt. Tatsächlich ist aber wenig geschehen.



19.12.2024 20:43 (235 x gelesen)

Das Klimakartell

Große Krisen, die existentielle Lebensgrundlagen bedrohen, sind eine ideale Situation für Politiker. In einer Situation der Angst und der Sorgen ist plötzlich eine ganz andere Politik möglich, frei von den Diskussionen und Hemmnissen, die Politik sonst so schwerfällig machen. Dafür gibt es Gründe:

In den großen Krisen gibt es normalerweise kein Erkenntnisproblem, weil die Lage oft eindeutig ist und ein akutes Bedrohungsgefühl auslöst. Schon das ist eine gute Voraussetzung für politische Handlungsfähigkeit. Die Opposition und die Medien nehmen sich in solchen Krisen meistens zurück, weil Kritik dem eigenen Ansehen schadet.

Große Krisen, die akut auftreten, sind eine Zeit der Exekutive, weil sie meistens ein Gefühl der Hilf- und Ratlosigkeit auslösen. Von der Regierung erwartet man dann, dass sie schnell und beherzt handelt. Ein Beispiel ist die Bankenkrise aus dem Jahr 2008, in der es die große Koalition fertigbrachte, den Rettungsschirm für die Banken innerhalb einer Woche durch Bundestag und Bundesrat zu bringen.



17.12.2024 14:11 (249 x gelesen)

Vorgezogene Bundestagswahl - Die Wahlprogramme der Parteien
(Stand: 17.12.2024)

CDU/CSU

Die Union will die Einkommensteuern um 41 Mrd. Euro senken und den Solidaritätszuschlag (-13 Mrd. Euro) abschaffen. Der Spitzensteuersatz soll erst bei einem höheren Jahreseinkommen gelten. Die Steuerlast der Unternehmen soll von aktuell rund 30 Prozent in Richtung 25 Prozent sinken (-20 Mrd. Euro). Außerdem sollen die Umsatzsteuer, die Stromsteuer und die Erbsachaftssteuer reduziert werden (-15 Mrd. Euro). Insgesamt sollen die Bürger nach dem Wahlprogramm der CDU/CSU um 89 Mrd. Euro entlastet werden.

Rentenkürzungen schließen CDU/CSU aus. Dafür will sie beim Bürgergeld kürzen. Außerdem soll es Anreize zum Weiterarbeiten im Rentenalter geben.

In der Asylpolitik wollen CDU/CSU Grenzkontrollen einführen. "Eine strikte Begrenzung der Migration ist dringend nötig", heißt es im Entwurf des Wahlprogramms. Es soll mehr sichere Herkunftsstaaten geben, und auch nach Syrien und Afghanistan soll abgeschoben werden.

Die Union will mehr Geld für die Verteidigung ausgeben. Außerdem sollen "Brennpunkte und Gefahrenorte" mit Videokameras und Systemen zur Gesichtserkennung ausgestattet werden.

Das von der Ampelkoalition umgesetzte Selbstbestimmungsgesetz will die Union vollständig aufheben.

Stromsteuer und Netzentgelte will die Union senken und Netze, Speicher und alle Erneuerbaren ausbauen. Das Heizungsgesetz der Ampelkoalition soll abgeschafft und an der "Option Kernenergie" festgehalten werden - inklusive Prüfung einer Wiederaufnahme der "zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke".

Die CDU trifft sich am 3. Februar 2025 zum vorgezogenen Bundesparteitag in Berlin, die CSU am 8. Februar zu einem Parteitag mit Blick auf die Bundestagswahl. Das Wahlprogramm gilt von heute an als beschlossen.



12.12.2024 22:17 (248 x gelesen)

Warum gewann Trump die Präsidentschaftswahl?

Donald Trump gewann die Präsidentschaftswahl in den USA für viele überraschend mit einem klaren Sieg über seine Mitbewerberin Kamala Harris.

Um gewählt zu werden, benötigte er nach amerikanischem Wahlrecht die Mehrheit der Stimmen im sog. Wahlmännergremiums. Trump erhielt dort als Kandidat der Republikaner 312 Stimmen, Vizepräsidentin Kamala Harris von den Demokraten 226 Stimmen.

Das Wahlmännergremium besteht aus 538 Wahlmänner, die in den einzelnen Staaten der USA bestimmt werden: Jeweils zwei Senatoren plus die Mitglieder eines Staates im Repräsentantenhaus, deren Zahl wiederum von den Einwohnern des jeweiligen Staates abhängig ist.

Es gibt in den USA große Staaten wie Kalifornien oder New York mit   traditionell demokratischen (blauen) Mehrheiten. Für republikanische (rote) Präsidentschaftskandidaten bedeutet das, dass sie einige der sieben „swing states“ gewinnen müssen, um Präsident der USA zu werden. Trump gewann alle sieben, obwohl Harris für die Wahlkampagne dreimal mehr Dollar einsetzen konnte als Trump.



09.12.2024 16:07 (247 x gelesen)

ROLAND KOCH, VORSITZENDER DER LUDWIG-ERHARD-STIFTUNG

Subventionen – Hier muss der Staat sparen

Subventionen haben ihren Sinn, aber nur als Ausnahme und nicht als Regel. Dieser Grundsatz wird im Laufe der Zeit von Regierung und Parlament gern missachtet. Dennoch gehört das Thema Subventionskürzungen permanent auf die wirtschaftspolitische Tagesordnung. Auch jetzt ist die Zeit wieder reif.

Für die Politik ist es attraktiver, Subventionen zu verteilen, aber sehr unattraktiv, sie abzulehnen oder gar zu streichen. Mit Subventionen greift der Staat in vielfältiger Weise in das wirtschaftliche Geschehen ein. Das führt erfahrungsgemäß zu Fehlanreizen, Mitnahmeeffekten, Ineffizienzen. Die finanziellen Hilfen behindern den notwendigen Strukturwandel und verursachen einen erheblichen Verwaltungsaufwand. In besonders gravierenden Fällen wird Subventionierung zum Ärgernis, wie die offenbar verlorenen 620 Millionen Euro Subventionen für die Batteriefirma Northvolt gerade belegen.



09.12.2024 15:11 (250 x gelesen)

Wachstumslücken in der Europäischen Union


Nicolai Tangen, Chef des norwegischen Staatsfonds, spricht Europa die Zukunftsfähigkeit ab. Die Europäer würden weniger hart arbeiten als die Amerikaner, seien weniger risikobereit und auch nicht so ehrgeizig wie Menschen in den USA, sagte er der „Financial Times“. Deshalb würde er auch eher Geld an der Wall Street als auf dem Alten Kontinent anlegen.

Ein Blick auf die Wertentwicklung der großen Aktien-Indizes illustriert, wovon Tangen spricht: In der vergangenen Dekade konnte der europäische Standardwertindex Stoxx 600 seinen Wert verdoppeln, der amerikanische Leitindex S&P seinen Wert aber mehr als vervierfachen. Erklären lässt sich dieser Unterschied mit der Entwicklung der jährlichen Wirtschaftsleistung: Agierte die EU im Jahr 2014 noch auf Augenhöhe mit den USA, ist der Abstand inzwischen auf neun Billionen Dollar angeschwollen, weil die amerikanische Wirtschaft entsprechend stärker als die europäische gewachsen ist.

Der Binnenmarkt der Europäischen Union ist auch nach dem Austritt Großbritanniens (Brexit) der größte Wirtschaftsraum der Welt. Er weist aber auch bedeutende Unterschiede hinsichtlich der nationalen und regionalen Wirtschaftsleistung auf. Während Luxemburg 2022 trotz Krise erneut die 100.000 Euro-Marke beim BIP pro Kopf deutlich übertrifft, rangiert Bulgarien am anderen Ende der Liste und generiert ein BIP pro Kopf von rund 12.400 Euro. Die Einkommensunterschiede zwischen den EU-Regionen mit dem höchsten und den Regionen mit dem niedrigsten BIP pro Kopf sind noch deutlicher.

Im Jahr 2023 veränderte sich das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) aller Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) nur noch um plus 0,4 Prozent, was bedeutet, dass der Wert aller in der EU hergestellten Güter und Leistungen im Vergleich zu Vorjahr nur marginal gestiegen ist. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellte deshalb zu Recht fest, dass die europäische Wirtschaft stagniert.

Die Stagnation der Wirtschaft in der Europäischen Union bedeutet aber nicht, dass es in den 27 Staaten der EU kein Wirtschaftswachstum gibt. Die Verhältnisse in den einzelnen Ländern der EU sind nämlich sehr unterschiedlich. So ist z.B. die Wirtschaft in Malta im Jahr 2023 um immerhin 5,6 % gewachsen, in Irland aber um minus 5,5 % geschrumpft.

Um sich ein realistisches Bild von der Wirtschaft in der EU zu verschaffen, ist es deshalb sinnvoll, die Entwicklung in den einzelnen Räumen bzw. Staaten in den Blick zu nehmen: 1. Die Mitte der EU mit Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Irland und Luxemburg und Österreich. 2. Der Süden mit Italien, Griechenland, Malta, Spanien und Portugal. 3. Der Norden mit Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Lettland und Litauen. 4. Der Osten mit Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Polen, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn.



29.11.2024 18:41 (244 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

Der Staat wird zum bürokratischen Monstrum - Eine Herausforderung

Bei der vor uns liegenden Bundestagswahl wird es auch um die Rolle des Staates als stetig wachsendes Gebilde aus Personal, finanziellen Ressourcen und Regulierungen gehen. Man muss keine amerikanischen Verschwörungstheorien über den „Deep State“ unterstützen, um auch in Deutschland angesichts der Zahlen ein Problem zu erkennen.

Der Beamtenapparat wächst

In den 1970er-Jahren kam die alte Bundesrepublik noch mit 3,1 Millionen Staatsdienern aus. Diese Zahl ist bis heute deutlich gestiegen: Inzwischen sind wir bei 5,3 Millionen Beschäftigten angelangt. Allerdings hat auch die Teilzeitbeschäftigung zugenommen. Heute arbeiten etwas über 30 Prozent der Angestellten im öffentlichen Dienst in Teilzeit, 1991 waren es noch 16 Prozent.  
 



25.11.2024 23:43 (285 x gelesen)

Neue Energie-Agenda für Deutschland


Positionspapier der
CDU·CSU Fraktion im Deutschen Bundestag

Beschluss vom 12. November 2024 (in Auszügen)
Herausgeber: Thorsten Frei MdB • Alexander Hoffmann MdB

I. Unsere Zielsetzung: Industrie stärken, Klimaneutralität erreichen

Diese Neue Energie-Agenda für Deutschland markiert das größte zusammenhängende Infrastruktur-Investitionsprojekt in der Geschichte unseres Landes. Damit werden wir Deutschland als Industrieland wieder stärken und bis 2045 klimaneutral machen. Gelingen wird dies nur mit einer Agenda, die Wirtschaft, Energie und Klimaschutz konsequent zusammendenkt. Denn nur wenn die Wirtschaft wieder spürbar wächst, können Unternehmen in Deutschland in neue Klimaschutz-Technologien investieren.

Die Energiepolitik spielt auf diesem Weg eine Schlüsselrolle. Bezahlbare, saubere und sichere Energie ist eine Grundvoraussetzung für unsere Zukunft als Industrie- und Handelsnation.

Dies ist umso bedeutender, da wir in Deutschland Technologien entwickeln und anwenden müssen, die auch international konkurrenzfähig sind – sowohl für eine erfolgreiche Klimapolitik als auch zur Stärkung Deutschlands als Wirtschafts- und Technologiestandort.

Wenn weitreichende Aufgaben auf knappe Ressourcen treffen, braucht es Kosteneffizienz und Innovationen. Diese erreichen wir durch eine echte Technologieoffenheit, mehr Marktwirtschaft und eine Forschungsoffensive. Deswegen gilt jetzt vor allem: Ohne eine Kostenwende hin zu mehr Effizienz scheitert die Energiewende.

Wir gestalten Energie- und Klimapolitik aus einem Guss, der Wirtschaftlichkeit, Pragmatismus und Verbindlichkeit vereint. Wir werden den weiteren Anstieg der Strompreise verhindern und der Industrie und dem Mittelstand einen wettbewerbsfähigen Rahmen bieten. Die CO2-Bepreisung werden wir im Instrumentenmix zum Leitinstrument ausbauen und die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an Verbraucher und Wirtschaft zurückgeben.



24.11.2024 21:23 (280 x gelesen)

Kann die CDU mit den Grünen koalieren?

Nach dem Bruch der Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP hat Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, am 16. Dezember 2024 im Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen. Scheitert er damit erwartungsgemäß, ist der Weg für Neuwahlen frei.
 

Die Bundestagswahl soll dann am Sonntag, dem 23. Februar 2025, stattfinden.
Auf diesen Termin haben sich die SPD- und die Unionsfraktion im Bundestag geeinigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab für den Zeitplan bereits grünes Licht.

Nach den derzeitigen Umfragen ist davon auszugehen, dass CDU/CSU aus dieser Wahl als Sieger hervorgehen und mit Friedrich Merz den Bundeskanzler stellen werden. Sicher ist aber auch, dass CDU/CSU für eine Mehrheit im Bundestag einen oder sogar zwei Koalitionspartner benötigen.

Da CDU/CSU eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen haben, kommen als Koalitionspartner nur die SPD und die Grünen in Frage, wenn die FDP oder das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an der 5 %-Klausel scheitern. Mit der SPD als Koalitionspartner würde Deutschland erneut von einer Großen Koalition regiert werden. Eine Koalition von CDU/CSU mit den Grünen auf Bundesebenen wäre demgegenüber Neuland, so dass sich die Frage stellt, ob es dafür eine gemeinsame Basis gibt.

Die Grünen haben sich auf ihrem Parteitag vom 15. - 17. November 2024 in Wiesbaden bereits für den Regierungswechsel positioniert und wollen erkennbar mit ihrem Frontmann Robert Habeck an der Spitze mit der CDU koalieren. Die Frage ist, ob die CDU/CSU sich darauf einlassen sollte.



18.11.2024 20:37 (295 x gelesen)

Zweifel an der Unabhängigkeit der Wissenschaft

Umfrageergebnis


Viele Menschen in Deutschland sehen die Unabhängigkeit der Wissenschaft in Gefahr. Das jedenfalls zeigt das aktuelle „Wissenschaftsbarometer“, eine repräsentative Umfrage der „Initiative Wissenschaft im Dialog“. Demnach glaubt weniger als die Hälfte der Befragten, dass Wissenschaftler hierzulande unabhängig zu jedem beliebigen Thema forschen, lehren und kommunizieren dürfen (FAZ vom 06.11.2024).

Warum das Vertrauen in die Wissenschaft so niedrig ist, ergibt sich nicht direkt aus der Studie. Ein Grund dafür ist offensichtlich der unterschiedliche Bildungsstand der Befragten: Während Menschen mit hohem Bildungsabschluss zu drei Vierteln der Wissenschaft vertrauen, sind es unter denjenigen mit Haupt- und Volksschulabschluss weniger als die Hälfte.  

Ein weiterer Grund für das fehlende Vertrauen in die Wissenschaft ist darin zu sehen, dass die Mehrheit der Befragten den Einfluss von Politik und Wirtschaft auf die Wissenschaft für zu groß hält: Zwei Drittel sind es beim Einfluss der Wirtschaft, mehr als die Hälfte beim Einfluss der Politik.

In allen Bevölkerungsgruppen ist jedoch der Glaube an die Aussagen von Wissenschaftlern zum menschengemachten Klimawandel und zu erneuerbaren Energien gewachsen: Im Jahr 2014 waren es 37 Prozent, die die Klimaforscher für glaubwürdig hielten, heute sind es 59 Prozent; bei Menschen im Alter von unter 30 Jahren sogar 80 Prozent. Bei den Aussagen zu erneuerbaren Energien war es vor zehn Jahren weniger als die Hälfte, heute sind es mehr als zwei Drittel.
„Es gibt das Verständnis, dass wir ein Problem haben und dass dieses Problem nur mit dem besten Wissen gelöst werden kann“, heißt es dazu von der „Initiative Wissenschaft im Dialog“. Auch bei Corona habe man gesehen, dass die Gesellschaft bei komplexen Problemen auf die Wissenschaft setzt. Bei den Themen Klima und Energie sei das offenbar ähnlich (siehe FAZ vom 17. Nov. 2024).



13.11.2024 19:50 (314 x gelesen)

Der Wutanfall des Bundespräsidenten


Auf der Festveranstaltung zum 35. Jahrestag des Mauerfalls im Schloss Bellevue hielt der Schriftsteller Marko Martin eine bemerkenswert kontroverse Rede zur deutschen Russlandpolitik, in der er nicht mit Kritik am Gastgeber, Bundespräsident Steinmeier, sparte. Der Festredner nahm sich die Freiheit, offen und offensiv zu reden. Dem Bundespräsidenten warf er vor, dass er als früherer Außenminister Deutschlands gegenüber Wladimir Putin eine naive Friedenspolitik betrieben habe und insbesondere bei dem Projekt Nord Stream 2 die berechtigten Bedenken der osteuropäischen Länder nicht beachtet habe.

Der Bundespräsident reagierte auf diese Rede beim Empfang nach der Veranstaltung mit einem Wutanfall. „Er ist angerauscht gekommen, um mir qua Amtes die Leviten zu lesen. Er hat ziemlich die Fassung verloren“, sagte Marko Martin. Steinmeier habe ihn gefragt, ob es ihm Freude mache, Politiker zu diffamieren. „Offensichtlich fühlte er sich persönlich von meinen Worten getroffen“, erklärte Martin.

Die Sprecherin des Bundespräsidenten sagte dazu auf Anfrage, Steinmeier habe mit Marko Martin bei dem Empfang „kontrovers, aber sachlich über seine Rede diskutiert“. Martin blieb jedoch bei seiner Darstellung und Kritik an Steinmeier: „Wir haben einen Bundespräsidenten, der sich dieser Debatte verweigert, der Debatte über die deutsche Mitverantwortung für Putins Aggressionen."
 



05.11.2024 21:58 (316 x gelesen)

Lindners Wirtschaftswende

Die von Finanzminister Christian Lindner (FDP) geforderte Wirtschaftswende stellt die bisherige Wirtschafts-, Klima-, Fiskal- und Sozialpolitik der Ampel-Regierung grundsätzlich in Frage. Lindner wendet sich insbesondere gegen eine Wirtschafts- und Fiskalpolitik, die Ausnahmen von der Schuldenbremse zulässt und hohe Industriesubventionen zahlt. Stattdessen fordert er zur Entlastung der Unternehmen ein Regulierungsmoratorium, die Entschärfung des Klimaschutzes und die Senkung des Soli-Zuschlages sowie eine Korrektur der Frührente und die Reform des Bürgergeldes.

Lindner begründet seine Forderungen mit dem wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands, der bessere Antworten erfordert als die Ampelregierung sie bisher gegeben hat. Den Mut zu solcher Klarheit hätten sich viele von der FDP und der Union sicher schon früher erhofft. Denn die von Lindner jetzt geforderte Wirtschaftswende ist nichts anderes als der klare Schwenk von einer interventionistisch geprägten Nachfragepolitik hin zu einer die Produktivität fördernden Angebotspolitik. Das Programm geht über die im Frühsommer von der Ampelregierung verabredete „Wachstumsinitiative“ deutlich hinaus.

Der Finanzminister mutet seinen Partnern in der Regierung einiges zu, baut ihnen aber auch Brücken: So fehlt die Forderung auf den Verzicht des Rentenpakets, das 500 Milliarden Euro kosten wird. Eine weitere Brücke ist der Vorschlag, das Tempo des deutschen Klimaschutzes dadurch zurückzunehmen, dass es an die europäischen Vorgaben angepasst wird. Deutschland gewinnt dadurch mehr Zeit für den CO2-Umbau.

Sollten SPD und Grüne diese Brücken nicht gehen wollen, bleib der FDP – wenn sie glaubwürdig bleiben will – keine andere Wahl als die Ampelkoalition zu verlassen.



29.10.2024 21:53 (392 x gelesen)

Das absehbare Ende des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)“

Die zwei bedeutsamsten Vorhaben der am 27. Oktober 1998 vereidigten rot-grünen Bundesregierung waren der Atomausstieg und das „Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)“. Das EEG hatte das Ziel, die Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse so massiv zu fördern, dass die Kernkraftwerke und die fossilen Kraftwerke (Kohle, Öl und Gas) eines Tages stillgelegt werden konnten.

Geworben wurde mit dem Versprechen, „dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken, sondern als Geschenk des Himmels von jedem genutzt werden können“. Um das zu erreichen, verpflichtete das EEG die vier Netzbetreiber (Tennet, 50Hertz, Amprion und Transnet-BW), den erneuerbaren Strom mit Vorrang abzunehmen und den Erzeugern für den Strom 20 Jahre lang feste Vergütungen zu zahlen. Dafür durften die Netzbetreiber den Verbrauchern die Differenz zwischen den an die Erzeuger gezahlten Vergütungen und den Markterlösen für den erneuerbaren Strom als EEG-Umlage in Rechnung stellen.  

Mit dem Inkrafttreten des EEG wurde der für alle Energieträger geltende einheitliche Strommarkt aufgegeben. Während die atomaren und fossilen Erzeuger weiter im alten System arbeiteten, galt für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien ein privilegiertes Sonderrecht mit einem Einspeisevorrang und garantierten Vergütungen. Nur diesem System verdanken die erneuerbaren Energien ihren rasanten Aufstieg. Die Rechnung dafür zahlten die Stromverbraucher.

Von Seiten der Bundesregierung wurde zwar gesagt, dass die Privilegien nur so lange gelten sollten, bis der regenerative Strom „den Weg in den Strommarkt“ findet. Es blieb aber ein streng gehütetes Geheimnis der Grünen und ihrer Anhänger, wie ein solches „Marktdesign“ aussehen sollte. Doch inzwischen wird immer deutlicher, wohin der Weg mit den erneuerbaren Energien führt:



27.10.2024 11:05 (391 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

Europas Zukunft nicht auf Schulden bauen!


Nach fünf Jahren Konzentration aller europäischen Kräfte auf den „Green Deal“ gibt es offenbar bei der Mehrheit des Europäischen Parlaments und der gewählten Kommissionspräsidentin ein erfreulich deutliches Bewusstsein, dass in den kommenden fünf Jahren das Thema Wettbewerbsfähigkeit klar auf Platz eins der europäischen Tagesordnung stehen muss. Der im September 2023 in Auftrag gegebene Bericht des früheren EZB-Präsidenten und ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi wurde gerade deshalb mit vielen Hoffnungen erwartet. Um es vorwegzunehmen: Der Bericht enttäuscht.  

Sicherlich wurden viele der inzwischen dringenden Herausforderungen noch einmal gut zusammengetragen.  Besonders in Bereichen wie Zukunftstechnologien und erneuerbare Energien bestehe großer Nachholbedarf. Europa hinke in der Entwicklung der Produktivität hinter den großen Konkurrenten USA und China hinterher. Bürokratie und die Vielzahl nationaler Regelungenbremsen würden das Wachstum europäischer Unternehmen hemmen. Dies führe dazu, dass schon Startups lieber in die USA abwandern. Die von Draghi propagierte Besserung: Die EU-Volkswirtschaft benötigt jährlich bis zu 800 Milliarden Euro für zusätzliche Investitionen, um gegenüber den USA und China wettbewerbsfähig zu bleiben. Nach der richtigen und kraftvoll formulierten Analyse fällt Draghi allerdings in alte dirigistische und schuldenfinanzierte Lösungen zurück. Das ist im Verständnis moderner Marktwirtschaften weniger ein europäisches, sicherlich kein deutsches, sondern eher ein französisches oder italienisches Denken.



20.10.2024 19:07 (384 x gelesen)

Habecks Wette mit Klimaschutzverträgen

Deutschland wendet in der Klimapolitik erstmals das Instrument der Klimaschutzverträge an:
 Am 15. Oktober 2024 versammelten sich im Bundeswirtschaftsministerium Vertreter von 15 Unternehmen, um sich auf der Grundlage solcher Verträge von Robert Habeck (Grüne) Förderbescheide übergeben zu lassen. Mit diesem Programm will der Staat den Übergang energieintensiver Branchen wie Chemie-, Glas- oder Papier von herkömmlichen Verfahren mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas zu klimafreundlichen Technologien fördern. „Super“ sei das, befand Habeck, „Es geht was in Deutschland.“

Für die erste Runde dieses neuen Fördermittels setzt das Bundeswirtschaftsministerium insgesamt 2,8 Milliarden Euro ein. Damit wird zum Beispiel die BASF, der weltgrößte Chemiekonzern, gefördert, um im Stammwerk Ludwigshafen bei der Herstellung von Ameisensäure die konventionelle Dampfproduktion durch eine mit grünem Strom betriebene Wärmepumpe zu ersetzen. Beiersdorf erhält für ihr Tesa Werk in Hamburg Fördermittel, um für die Produktion von Klebebändern den erdgasbetriebenen Dampfkessel durch einen wasserstofftauglichen sowie einen Elektrodampfkessel zu ersetzen. Den höchsten Betrag, nämlich 564 Millionen Euro, bekommt die Papierfabrik Adolf Jass aus Fulda für den Ersatz von Erdgas durch eine Direktelektrifizierung der Dampferzeugung.

Ausgewählt wurden die 15 Unternehmen über ein Auktionsverfahren: Die Firmen mussten bei ihrem Gebot angeben, wie viele Euros sie benötigen, um mit ihrer geplanten neuen Technologie eine Tonne CO2 einzusparen. Innerhalb der ausgelobten Gesamtsumme von 2,8 Milliarden Euro erhielten die jeweiligen Unternehmen den Zuschlag, die eine Tonne CO2 am günstigsten einsparen können. Für die erste Gebotsrunde gab es aber nur 17 Antragsteller, so dass bis auf zwei alle Unternehmen berücksichtigt werden konnten.

Das war nur der Anfang: Inzwischen ist eine zweite Runde angelaufen, die mit einer Fördersumme im „niedrigen zweistelligen Milliardenbereich“ mit deutlich mehr Bewerbern stattfinden soll. Rund 130 Unternehmen haben laut Habeck hierfür Interesse signalisiert. In der zweiten Runde sollen auch Projekte zur Kohlenstoffabscheidung (CCS) berücksichtigt werden. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Man werde sehen, sagte Habeck vor den Medien, „solange, bis das Geld alle ist“. Finanziert wird das Programm aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes.



12.10.2024 13:57 (369 x gelesen)

EU-Zölle auf Chinas E-Autos

Schon Anfang 2024 warnte Tesla-Chef Elon Musk vor der Übermacht chinesischer Hersteller von Elektroautos: „Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.“
Im Mai 2024 kündigten die USA eine deutliche Erhöhung der Zölle auf eine Vielzahl von Produkten aus China an. Wie das Weiße Haus mitteilte, sind unter anderem Elektroautos, Halbleiter, Mineralien und Medizinprodukte betroffen. Der Zollsatz auf chinesische E-Autos wird zum Beispiel drastisch, nämlich von 25 auf 100 Prozent, steigen. Damit sollen Industriesektoren von „strategischer“ Bedeutung vor „unlauterem Wettbewerb“ durch China geschützt werden. China kündigte bereits Gegenmaßnahmen an.
Anfang Oktober 2024 entschied sich auch die Europäische Union - und zwar gegen den Widerstand der Bundesregierung - für Einfuhrzölle auf Elektroautos aus China. Damit hat es nunmehr die EU-Kommission in der Hand, auf chinesische E-Autos Zusatzzölle in Höhe von bis zu 35,3 Prozent zu erheben. Die Zölle können gestoppt werden, wenn noch rechtzeitig eine Lösung mit China am Verhandlungstisch erreicht wird.
Die deutschen Autobauer und Branchenverbände plädieren für eine Verhandlungslösung. "Gemeinsames Ziel muss es sein, etwaige Schutzzölle und damit einen Handelskonflikt zu verhindern", heißt es in einer Mitteilung von Volkswagen. Auch Mercedes befürchtet weitreichende negative Auswirkungen auf die Automobilbranche. Verhandlungen bräuchten Zeit, daher müsse die Erhebnung der Zölle aufgeschoben werden.
Das Außenministerium in Peking teilte auf Anfrage mit, die von Europe angekündigten Zölle seien unvernünftig und protektionistisch. Außerdem würden sie der Energiewende in der EU und dem Kampf gegen den Klimawandel schaden. China werde weiter auf Dialog setzen, gleichzeitig aber die Interessen chinesischer Unternehmen schützen.



09.10.2024 22:25 (368 x gelesen)

Eurobonds im Streit

Eurobonds (auch EU-Anleihen oder Gemeinschaftsanleihen genannt) sind verbriefte Obligationen der Europäischen Union, für die die EU-Staaten gemeinsam als Gesamtschuldner haften. Den Vorteil solcher Anleihen sieht die EU-Kommission darin, dass durch die Risikoteilung insgesamt niedrigere Zinsen anfallen, als dies der Fall wäre, wenn die Länder einzeln Kredite aufnehmen. Gleichzeitig verspricht man sich von solchen Gemeinschaftsanleihen, dass sie bei den Investoren und Anlegern wegen des geringeren Ausfallrisikos und der guten Handelbarkeit auf besonderes Interesse stoßen, vergleichbar den Staatspapieren (Treasuries) in den Vereinigten Staaten.
Viele europäische Politiker knüpfen große Erwartungen an EU-Anleihen, nicht zuletzt aus politischen Gründen: Das Vertrauen der Anleger in die EU würde gestärkt und die europäische Integration in Richtung eines gemeinsamen Kapitalmarktes weiter vorangetrieben. Hierhin gehört auch die Aussage des früheren Finanzministers Olaf Scholz (SPD) aus den Jahr 2020, dass die gemeinsame EU-Verschuldung zur Finanzierung des Corona-Wiederaufbaufonds mit dem amerikanischem „Hamilton-Moment“ auf dem Weg zu einem europäischen Bundesstaat vergleichbar sei.
Die Forderung nach Gemeinschaftsanleihen der EU wird vor allem von Politikern aus Italien geäußert. Der frühere EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni wirbt nach Ablauf des Corona-Programms für neue EU-Anleihen; dieselbe Forderung erheben seine Landsleute Enrico Letta und Mario Draghi in ihren Berichten zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Der Grund dafür sind die italienischen Staatsschulden von 140 Prozent der Wirtschaftsleistung und die hohen Risikoaufschläge auf die Staatspapiere. Gemeinsame EU-Anleihen könnten – so die Hoffnung – Entlastung bringen.



01.10.2024 21:42 (411 x gelesen)

Die Deutsche Bahn – ein Sanierungsfall?

Die Deutsche Bahn hat im Mai 2024 bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr nur 64 Prozent ihrer Fernzüge pünktlich waren – also weniger als sechs Minuten Verspätung hatten. Damit rangiert die Deutsche Bahn in Sachen Pünktlichkeit weit hinter den Bahnen in der Schweiz oder Dänemark. Die Shinkansen-Züge in Japan erreichen sogar eine Pünktlichkeit von 99 Prozent.

Der wohl größte Vorteil der japanischen Shinkansen gegenüber den ICE-Zügen ist, dass sie fast durchgehend auf eigenen Trassen fahren. Unterwegs müssen sie so gut wie nie warten oder abbremsen. In Deutschland teilen sich Fernzüge dagegen die Gleise oft mit Güterzügen und dem Regionalverkehr. Das sei der eigentliche Grund für die vielen Verspätungen, erklärt der Bahnvorstand. Er sagt damit aber nur die halbe Wahrheit:

Die Japaner haben ihre Bahn 1987 privatisiert und in sechs Regionalgesellschaften und eine Frachtgesellschaft aufgeteilt. Die meisten von ihnen arbeiten heute profitabel, auch weil damals die hohen Schulden der Staatsbahn und die überzähligen Mitarbeiter in eine Auffanggesellschaft ausgelagert wurden. Einige der Bahngesellschaften sind heute sogar an der Tokioter Börse notiert. Staatliche Gelder erhalten sie allenfalls für die Instandhaltung und den Ausbau des Schienennetzes.

Im Unterschied dazu handelt es sich bei der Deutschen Bahn um eine Staatsbahn, die 1994 aus der Fusion der Deutschen Bundesbahn mit der Deutschen Reichsbahn in der ehemaligen DDR entstand und zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört. Pläne zur Privatisierung der Bahn sind an dem Widerstand aus der Politik gescheitert.

Die Folgen dieser Bahnpolitik sind offenkundig: Neben der notorischen Unpünktlichkeit und dem Ausfall von Zügen gibt es im Fernverkehr immer wieder Mängel, die auf fehlerhaftes Management hinweisen und die Bahnkunden ärgern: Falsch angezeigte Wagenreihung, überfüllte Bahnsteige und Züge, nicht funktionierende Toiletten, defekte Klimaanlagen, Speisewagen ohne entsprechendes Angebot etc.



14.09.2024 00:19 (410 x gelesen)

Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung

Morgen fehlt uns Strom, schon heute fehlen Investoren

In Deutschland brechen die Direktinvestitionen aus dem Ausland ein. Die Zahlen entwickeln sich dramatisch. Nach einer Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young sank die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte 2023 um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2013.

Wie konnte es dazu kommen? Es wäre angesichts der globalen Krisen unseriös, die Ursache auf nur einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Aber die sehr spezielle deutsche Energiepolitik ist unbestreitbar ein zentraler Faktor. Dabei geht es um zweierlei: Zum einen um den Preis der Energie. Zum anderen aber noch mehr um die Frage, ob die nötige Energiemenge überhaupt zur Verfügung steht. Bei der in modernen Industriestaaten selbstverständlichen Anforderung, jederzeit ausreichend Strom für die unternehmerische Aktivität im Inland zur Verfügung zu haben, hat Deutschland entscheidendes Vertrauen verloren. Schließlich geht es bei Standortentscheidungen nicht um politische Sprüche, sondern um harte physikalische und ökonomische Fakten.



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