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Mittelstandspolitik : Zukunft des Mittelstandes in einer globalisierten Welt
14.03.2016 21:43 (3117 x gelesen)

"Zukunft des Mittelstandes in einer globalisierten Welt"

(Friedich-Ebert-Stiftung e.V. vom 7.- 9.Mai 2010 in der Akademie Frankenwarte)

I

Umfragen zeigen einen deutlichen Anstieg der Geschäftserwartungen im Mittelstand. Vor allem in den exportorientierten Branchen belebt sich das Geschäft deutlich. Die wachsende Nachfrage stammt vor allem aus Asien und den Schwellenländern, weniger aus dem Euroraum.
Der Mittelstand ist international seit langem gut aufgestellt. Von den mehr als 1.500 deutschen Weltmarktführern zählen rund 1.400 zum sogenannten „gehobenen Mittelstand“ mit einem Jahresumsatz bis zu einer Milliarde Euro. Sie erwirtschaften rund 40 Prozent der deutschen Exportleistung.
Der Mittelstand hat trotz Internationalisierung seine Beschäftigung im Inland weiter ausgebaut. Während die 30 DAX-Konzerne ihre Belegschaft zwischen 2003 und 2005 um 3.5 Prozent reduzierten, erhöhten die 500 größten Familienunternehmen die Zahl der Beschäftigten um 10 Prozent.


II

Die Globalisierung hat viele Ursachen. Die wichtigste Ursache sind die modernen Kommunikations- und Transportmöglichkeiten, die aus der Welt ein globales Dorf gemacht haben. Zeit und Kosten, um zu kommunizieren und Güter zu transportieren, sind revolutionär gesunken. Der Transport einer Flasche Wein aus Südafrika verursacht heute die gleichen Kosten wie von der Mosel.
Solche Veränderungen haben die Wettbewerbslage des Mittelstandes – vor allem gegenüber den großen Unternehmen – deutlich verbessert. Auch ein Mittelständler kann heute ohne große Organisation weltweit Geschäfte machen.
Zu den politischen Ursachen der Globalisierung zählt insbesondere die weltweite Öffnung der Märkte für Güter und Kapital. Zoll- und Handelsschranken wurden abgebaut, Staaten bildeten gemeinsame Handelsräume und sozialistische Planwirtschaften wurden marktwirtschaftlich transformiert.
Der Mittelstand profitierte von dem Prozess der Marktöffnung in ganz besonderer Weise. Für die Anbahnung und Durchführung von Geschäften entfielen Hindernisse, die vorher nur große Unternehmen überwinden konnten.


III

Die wirtschaftlichen Effekte der Globalisierung sind beeindruckend. Der Index der Weltexporte pro Kopf der Weltbevölkerung  ist von 23 im Jahr 1950 über 437 im Jahr 1980 auf 2.000 im Jahr 2010 geklettert. Länder und Unternehmen, die an diesem Geschäft beteiligt waren, haben daraus starke Wachstumsschübe für ihre Wirtschaft bezogen.
Für deutsche Unternehmen hat sich insbesondere die Ausdehnung der Märkte ausgezahlt. Setzt man das Marktpotential in Deutschland auf 100, vergrößert sich dieses Potential mit Europa auf 370 und weltweit auf 1.135. Der Schritt eines Unternehmens nach Europa führt also fast zu einer Vervierfachung des Marktpotentials und die Globalisierung zu einem elfmal höheren Marktpotential.
Von dieser Logik haben insbesondere die Hidden Champions profitiert, die als Marktführer auf den Weltmärkten unterwegs sind. Zumeist handelt es sich dabei um relativ unbekannte familiengeführte Unternehmen, die eine unternehmerische Doppelstrategie verfolgen:
• Sie sind konzentrieren sich auf Nischenmärkte, auf denen sie durch Spezialisierung und Innovationen Alleinstellungsmerkmale gewinnen. Dies setzt dem unternehmerischen Wachstum jedoch Grenzen.
• Diesen Nachteil gleichen sie dadurch aus, dass sie räumlich expandieren, das heißt auf europäischen und globalen Märkten tätig sind. Dadurch werden enge Märkte groß und es entstehen Skaleneffekte.

Hidden Champions sind so erfolgreich, weil sie hoch innovativ Marktnischen bedienen, eine globale Strategie verfolgen und den Willen haben, unter den führenden Unternehmen zu sein. Davon gibt es in Deutschland mehr als 1.500 Unternehmen.


IV

Daneben gibt es in Deutschland etwa 2.9 Millionen mittelständische Unternehmen in Familienhand, die überwiegend auf lokalen und regionalen Märkten tätig sind. Auch für diese Betriebe ist die Globalisierung eine Chance, weil sie von einer wachsende Wirtschaft indirekt profitieren. Diese generelle Betrachtung schließt jedoch nicht aus, dass sich im Einzelfall aus der Globalisierung gravierende Risiken ergeben können. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn deutsche Unternehmen auf Inlandsmärkten mit ausländischen Anbietern konkurrieren, die kostengünstiger produzieren können.
Die von David Ricardo entwickelte Freihandelslehre geht davon aus, dass ein freier Güter- und Kapitalverkehr mit allgemeinen Wohlstandsgewinnen verbunden ist. Den Vorteil sieht er darin, dass sich jedes Land auf seine Stärken konzentrieren kann. Wenn England Textilien nach Portugal exportiert und dafür portugiesischen Wein importiert, profitieren beide Nationen, weil die Produktionskosten in dem jeweiligen Land am günstigsten sind.
Diese Lehre hat jedoch Risse bekommen. Ökonomen haben für die USA zwar festgestellt, dass für jede Dollar-Wertschöpfung, der in Billiglohnländer wie Indien oder China verlagert wird, Wertschöpfung in Höhe von 1,13 Dollar in den USA neu entsteht. In Deutschland ist die Relation aber umgekehrt. Je Dollar verlagerter Wertschöpfung entsteht hier nur Wertschöpfung in Höhe von 0,78 Dollar neu, das heißt es geht Wertschöpfung verloren.
Der Grund für diesen Unterschied ist vor allem in den wesentlich flexibleren Arbeitsmärkten in den USA zu sehen. Während dort die freigesetzten Arbeitnehmer sehr schnell eine neue Tätigkeit mit höherer Produktivität finden, wandern sie hier zumeist in die Sozialsysteme oder in den Ruhestand.
  


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