top-schriftzug
blockHeaderEditIcon

Dr. Schlarmann - Mittelstand

aktuelle Informationen für den Mittelstand
block-foto-dr-schlarmann-mittelstand
blockHeaderEditIcon
Mittelstandspolitik : Firma Mählmann Gemüsebau
02.02.2016 11:23 (4177 x gelesen)

Verbund Oldenburger Münsterland

am 20. November 2008  in der Hochschule Vechta

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Träger des Unternehmenspreises der Kategorie "Unternehmer des Jahres"  wird ... von mir erst am Schluss meiner Rede bekannt gegeben. Damit soll die Spannung erhalten bleiben. Wer den zu ehrenden Unternehmer aber bereits vorher errät, der möge es bis zum Schluss der Laudatio für sich behalten.

Drei Dinge möchte ich Ihnen über den zu ehrenden Unternehmer verraten:

I

Der Unternehmer ist bodenständig und in seiner Heimat fest verwurzelt.  Aus einer landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstelle mit 10 Kühen und 30 Sauen hat er in 25 Jahren ein beachtliches Produktions- und Handelsunternehmen mit ca. 800 Mitarbeitern gemacht. Heute beliefert er mit seinen Produkten bedeutsame Handelsketten in Deutschland und Europa. In seiner Branche gehört er zu den großen Unternehmen in Deutschland.

Persönlich wird der Unternehmer als zurückhaltender Mensch beschrieben. Es war ihm deshalb nicht ganz wohl bei dem Gedanken, beim heutigen Unternehmerabend im Rampenlicht zu stehen. In der Branche ist er lange Zeit unterschätzt worde. Seit 22 Jahren ist er verheiratet und hat drei Kinder. Seine Geschäftspartner und Mitarbeiter schätzen ihn als ehrlichen und verlässlichen Menschen. Sein Wort zählt. Für seine Mitarbeiter hat er komfortable Wohnunterkünfte geschaffen.

II

So viel zu ihm persönlich. Über seine unternehmerische Tätigkeit will ich folgendes verraten:

Der Unternehmer ist Bauer im wahrsten Sinne des Wortes. Er und seine Mitarbeiten bearbeiten die "Scholle, um die Früchte des Bodens zu ernten". Schon seine Vorfahren waren Landwirte. Davon hat er gelernt. Heute bewirtschaftet er mehr als 1.000 ha landwirtschaftliche Fläche.

Das Besondere des Bauern besteht darin, dass er mit dem Boden als einen natürlichen Produktionsfaktor arbeitet und daraus die Produkte seines Unternehmens gewinnt. Er muss den Boden kennen und ihn vorbereiten, um damit produzieren zu können. Gleichzeitig muss er die Natur respektieren und sich darüber im Klaren sein, dass Klima und Wetter einen wesentlichen Einfluss auf die Produktion haben. Es gibt deshalb in der Pflanzenproduktion abwechselnd fette und magere Jahre. Mit diesem natürlichen Risiko, das mit der Größe des Betriebes ansteigt, muss jeder Landwirt leben. Er befindet sich insoweit in "Gottes Hand".

Was unseren Unternehmer angeht, dürfen wir davon ausgehen, dass er über die erforderliche "Risikotragfähigkeit" verfügt. Etwas Gottvertrauen kann dabei aber nicht schaden.  Ich will nun etwas konkreter werden:

Bei den Produkten, die unser Unternehmer aus der Bearbeitung des Bodens gewinnt, handelt es sich um Gemüse. Die Hauptproduktionslinien sind Eisbergsalat, Broccoli, Blumenkohl und Mini-Romana-Salat. In einer Verarbeitungshalle, die Anfang 2008 fertig gestellt worden ist, werden darüber hinaus Buschbohnen gewaschen, verarbeitet und abgepackt.

Gemüse gehört zur Gattung der Lebensmittel, an die heute - jeder weiß es - von Seiten der Kunden und des Handels außerordentlich hohe Anforderungen gestellt werden. Von der Jungpflanze bis zur Auslage im Regal muss der Weg des Gemüses verfolgbar sein. Die Pflanzen werden von Agrarwissenschaftlern permanent kontrolliert und bewertet. Seit 2004 ist der Betrieb nach den einschlägigen Richtlinien zertifiziert.

Hier sei mir ein Einschub erlaubt: Es ist nicht nur die Hausfrau, die Gemüse kauft, sondern in der Natur gibt es Insekten, Bakterien und Pilze, die sich ebenfalls von Gemüse ernähren wollen. Gemüse ist also ein Produkt, um das mehrere Lebewesen konkurrieren. Damit sich die Menschen davon ernähren können, muss der Bauer die Schädlinge überwältigen, wofür das Pflanzenschutzmittel erfunden worden ist. Ohne diese Mittel könnte der Bauer den Qualitätsanforderungen des Kunden nicht genügen.

Der Spagat zwischen geforderter Qualität einerseits und dem natürlichen Landanbau andererseits ist - wie für jeden Gemüsebauer - auch für unseren Unternehmer eine ständige Hersausforderung. Er wäre nicht so lange im Geschäft, wenn er sie nicht bestanden hätte.

III

Damit komme ich zu letzten Punkt in der Beschreibung unseres Unternehmers. Er ist nicht nur Bauer, sondern auch Händler. Schon sein Großvater hat nach dem Krieg Gemüse angebaut und dieses in Oldenburg auf dem Markt verkauft. Der Enkel beliefert zwar heute die großen Handelsketten, die Verbindung von Produktion und Handel hat sich aber als besonders tragfähig erwiesen:

  • Gemüse ist eine leicht verderbliche Ware, die nur begrenzt lagerfähig ist. Der Weg von der Produktion bis zum Kunden muss deshalb kurz sein.
  • Die großen Handelsketten erwarten Lieferung "just in time". Wenn Gemüse angefordert wird, muss die Frucht auf dem Feld erntereif und lieferbar sein.
  • Der Kunde will zudem heute wissen, wer der Produzent der Ware ist; dies gilt insbesondere für Lebensmittel.

Dies alles spricht für ein Geschäftsmodell, in dem Produktion und Handel in einer Hand liegen. Der Betrieb muss straff aufgebaut und zielgerichtet geführt werden. Im Betrieb unseres Unternehmers sind diese Voraussetzungen gegeben.

Über den Erfolg jedes Unternehmens entscheidet letztlich die Platzierung am Markt. Erfolgreiche Unternehmer verfügen deshalb auch über händlerisches Talent. Dies gilt insbesondere für unseren Unternehmer, der sein Gemüse über eine Erzeugerorganisation an Handelsketten und Großhändler in Deutschland und Europa vermarktet. Dies geschieht üblicherweise nicht auf der Grundlage langfristiger Preisabsprachen, sondern auf einem Markt, der außerordentlich "volatil" ist. Schon kleine Unter- oder Übermengen können erhebliche Preisschwankungen auslösen, weil die Preiselastizität des  Verbrauchers - wie es in der Fachsprache heißt - relativ gering ist. Neben den beschriebenen Produktionsrisiken sind deshalb auch Marktrisiken branchentypisch, die gemanagt und durchgehalten werden müssen. Langfristig halten sich deshalb im Gemüsemarkt nur Unternehmer mit starken Nerven und Überlebenswillen.

Kenner der Gemüseszene wissen sicher längst, wer der ausgewählte Unternehmer ist. Den übrigen verrate ich es jetzt: Der Unternehmer des Jahres 2008 ist ...Wolfgang Mählmann, Inhaber der Firma Mählmann Gemüsebau mit Sitz in Kappeln-Tenstedt.


Zurück Druckoptimierte Version Diesen Artikel weiterempfehlen... Druckoptimierte Version
Benutzername:
User-Login
Ihr E-Mail
*