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Klima und Energiewende : "Greta Thunberg"
26.04.2019 20:17 (1786 x gelesen)

"Greta Thunberg"

Jetzt haben die Klimaaktivisten auch noch eine Ikone, die 16-jährige Greta Thunberg aus Schweden. Mit ihrer von Marketingexperten begleiteten „Fridays for Future“-Bewegung ruft sie weltweit zum Kampf gegen die von Menschen gemachte  Klimakatastrophe auf und veranlasst dazu Jugendliche, konsequent freitags die Schule zu schwänzen.

Gretas Agenda lautet: Braunkohle, Steinkohle, Gas und Öl  sowie Kernenergie (!) müssen abgeschafft und durch regenerative Energien ersetzt werden. So haben es die  Klimawissenschaftler ausgerechnet und so predigen es die Klimaaktivisten weltweit. Auch Greta glaubt fest an diese Botschaft.

Selbst die Kirchen begrüßen diese Botschaft. Der Papst in Rom sprach Greta Thunberg Mut zu und wünschte der von ihr auf den Weg gebrachten Bewegung  gutes Gelingen. Der Berliner Bischof verglich ihren Auftritt sogar mit dem Einzug Jesu nach Jerusalem. Wundern sollte man sich darüber nicht: Die moralische Überhöhung politischer Positionen, wie es die  Grünen seit vielen Jahren machen, hat längst auch die Mitte der Gesellschaft erreicht.

Greta Thunberg wird gehört, weil sie an die Hoffnung auf eine bessere Welt appelliert und damit das gute  Herz  ihrer jugendlichen Zuhörerschaft trifft. So wie es auch Katrin Göring-Eckhardt (Grüne) macht, wenn sie verkündet: „Wir wollen, dass jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Lande weiß: Wir werden uns weiter für sie einsetzen.“ Für Grüne ist das keine Politiksatire, sondern eine Botschaft, die mit steigenden Zustimmungsraten rechnen kann.

Das  dahinter steckende Agitationsmuster hat Stefan Aust in der WamS vom 21./22 April 2019 folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „ Niemand, der heute nicht grün sein will. Auch die sogenannten etablierten Parteien stimmen ein in den Chor der Weltenretter. Weil aber Rettung nur angesichts des Unterganges ihre Sinn stiftende Wirkung entfalten kann, muss zunächst die globale Katastrophe ausgerufen werden. Klimaforscher, die das Wetter nicht über mehr als fünf Tage einigermaßen sicher voraussagen können, sind sich bei größeren Zeitabständen von 20 bis 150 Jahren bombensicher. Langfristige Prognosen sind ja auch kurzfristig kaum zu widerlegen.“

Wolfgang Kubicki (FDP) sagte es in der gleichen WamS-Ausgabe noch drastischer: „Ich formuliere es einmal spitz: Die Grünen nutzen einen uralten christlichen Mechanismus. Sie beschreiben uns die Hölle, in die jeder kommt, wenn er ihre Gebote missachtet. Gleichzeitig weisen sie uns den Weg ins Himmelreich, wenn man ihrer Politik folgt. Sie verkünden uns den Klimatod und zeigen uns die Rettung auf, die in der Befolgung ihrer Klimapolitik liegt. Alles Quatsch, aber wirkungsvoll.“

Das Agitationsmuster, dem sowohl Greta Thunberg als auch die Grünen folgen, wird damit zutreffend beschrieben: Es ist die Kombination von Angstmachen und  Hoffnungsverkündigung, das seit jeher zu den erfolgreichen Führungsinstrumenten politischer oder religiöser Bewegungen gehört. Wenn der Protest von Greta Thunberg etwas Positives bewirkt hat, dann ist es die Offenlegung dieses Wirkungszusammenhanges.

Die minderjährige Greta Thunberg sagt es in aller Offenheit: „Ich will, dass ihr in Panik geratet und die Angst verspürt, die ich jeden Tag habe.“ Sie meint die Angst vor der Klimakatastrophe, verursacht durch das von Menschen gemachte CO2. Wenn dieses Übel beseitigt ist, so Greta Thunberg, können die Menschen wieder auf eine bessere Zukunft hoffen. So einfach funktioniert die Mobilisierung von Jugendlichen, denen Politik, Medien und Schule seit vielen Jahren einimpfen, der Ausstoß des schädlichen CO2 werde zum Weltuntergang führen.

Es gehört zu den Grundmerkmalen solcher Erweckungsbewegungen, dass  rationale Argumente ungehört bleiben. Dazu gehört zum Beispiel die erdgeschichtliche Erfahrung, dass es Klimawandlungen auch schon vor der Industrialisierung gegeben hat. Neben dem von Menschen zu verantworteten CO2-Ausstoß muss es also auch andere Ursachen für die Erderwärmung geben. Nun mag es sein, dass der Anteil von CO2 durch das Verbrennen fossiler Energien seit der Industrialisierung in der Atmosphäre von 0,03 auf 0,04 Prozent gestiegen ist. Ob dadurch aber ein globaler Temperaturanstieg von zwei, drei oder mehr Grad verursacht wird, hängt vom dem jeweiligen Klimamodell und der Klimasensibilität der eingegebenen Daten ab. Dass auch unterschiedliche Aktivitäten der Sonne das Klima verändern können, wird in den Klimamodellen kaum berücksichtigt. 

Auf  besonders dünnem Eis bewegen sich die Klimaaktivisten, wenn sie als Rettung vor der Klimakatastrophe die Abschaffung aller fossilen Energien und die komplette Umstellung auf alternative Energien vorschlagen. Dies zeigt schon die Verteilung des Jahresverbrauchs an Primärenergie für 2018 (berechnet nach Petajoule) auf die verschiedenen Energieträger: Auf die politisch bereits beschlossenen Auslaufmodelle Steinkohle (10,0 %), Braunkohle  (11,3 %), Kernenergie (6,4 %) entfallen mehr als ein Viertel (27,7 %) des gesamten Jahresverbrauchs. Demgegenüber steuern die Erneuerbaren Energien  nur ein Siebtel (14,0 %) zum Energieverbrauch bei. Schon dieser Vergleich zeigt, dass es sich bei der Idee, die fossilen Energien komplett durch die Alternativen zu ersetzen, um nicht mehr als einen „schönen“ Traum handelt. 

Die Frage der Effizienz und Nachhaltigkeit ist dabei noch nicht einmal behandelt. Hierzu einige Daten zur Windkraft: Dass Windräder äußerst ineffektiv und nur mit hohen Subventionen betriebsfähig sind, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Nicht so verbreitet ist, dass die heute knapp 30.000 Windräder in Deutschland nur mit gerade mal 3,1 Prozent zum Primärenergieverbrauch beitragen. Dabei kommt schon auf  knapp 12 Quadratkilometer ein Windrad. Wollte man den Anteil der Windenergie am Verbrauch verdoppeln, bräuchte man 300.000 Windräder, was angesichts des schon heute bestehenden Widerstandes in der Bevölkerung utopisch wäre.

Wenn sachliche Argumente keine Rolle mehr spielen, übernehmen Populisten und Moralisten die Debattenführung. Zunächst wird zwischen der guten und schlechten Sache unterschieden, dann folgt die Unterscheidung in gute und schlechte Menschen - nach dem Motto: „Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlage ich Dir den Schädel ein“.

Die Klimadebatte befindet sich bereits im letzten Stadium: Die Verantwortung dafür liegt bei den Klimaaktivisten,  aus  deren Sicht die Debatte über die Ursachen und Folgen des Klimawandels abgeschlossen ist. Sie halten den anthropogenen Klimawandel für erwiesen und sehen in der Reduktion von CO2 den einzigen Weg zur Vermeidung der bevorstehenden Klimakatastrophe.  Aufgrund ihres Einflusses auf Politik, Medien und Gesellschaft sind sie auch in der Lage, die  Klimaskeptiker und  Klimaleugner zu ignorieren oder moralisch zu disqualifizieren.

Wolfgang Kubicki erklärt solches Moralisieren in der Politik damit, dass die Komplexität der Themen zunimmt. „Wenn ich moralisch argumentiere, muss ich mich nicht mit den Details beschäftigen. Hinzu kommt eine Sakralisierung der Politik, wofür vor allem die Grünen stehen.“

Was Kubicki nicht sagt, ist die besorgniserregende Polarisierung der Öffentlichkeit, die mit einer solchen Moralisierung und Sakralisierung politischer Standpunkte einhergeht. Die Demokratie lebt vom Respekt für die Meinung des anderen, auch wenn sie nicht von allen geteilt wird. Wenn Politik, Medien und die Mitte der Gesellschaft zu dieser Offenheit nicht mehr bereit sind, steht die freiheitlich demokratische Ordnung auf dem Spiel. Insofern ist die derzeitige Klimadebatte auch ein Spiegelbild für  die Demokratie in Deutschland. 


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