Verbund Oldenburger Münsterland
21. November 2014
Sehr geehrte Damen und Herren!
Meine Aufgabe ist es, Ihnen den Unternehmer vorzustellen, der heute Abend von dem Verbund Oldenburger Münsterland für sein „unternehmerisches Lebenswerk“ geehrt werden soll. Den Namen werde ich Ihnen - gemäß Regieanweisung - aber erst ganz zum Schluss der Laudatio nennen.
Das Unternehmen
Der Unternehmer, den wir ehren wollen, verpackt – und dies seit mehr als 50 Jahren.
Seine Plastikverpackungen sind kleine High-Tech-Wunder. Jeder kennt sie: Hähnchen, Fleischprodukte, Suppengemüse, Kartoffelchips, Pampers, Feuchttücher – all diese und weitere Produkte bekommen mit seiner Hilfe ein unverkennbares Äußeres. Denn sie sollen dem Kunden appetitlich, frisch und einzigartig präsentiert werden.
Dazu bedarf es Produktionsanlagen und Maschinen: Extruder, Druckmaschinen, Kaschieranlagen, Konfektionsmaschinen, Farbmischanlagen, Hochregallager usw. Das Unternehmen besitzt mit seinem hochmodernen Maschinenpark die größte und modernste Flexo-Druckerei in Europa.
Das Unternehmen ist rasant gewachsen. Aus einem Kleinstbetrieb mit zwei Mitarbeitern im Jahr 1961 und 10.000 DM Umsatz ist in fünfzig Jahren ein Unternehmen mit 300 Mitarbeitern geworden. Das Unternehmen zählt heute zu den führenden Herstellern flexibler Lebensmittelverpackungen.
Der Anfang
Unser Unternehmer ist heute 75 Jahre alt. Seine schulische Ausbildung war nur von kurzer Dauer. Genau siebeneinhalb Jahre hat er die Volksschule besucht. Das halbe Schuljahr kam dadurch zustande, dass das erste Schuljahr nach dem Krieg nur ein halbes Jahr dauerte.
Nach der Schulzeit konnte er durch Vermittlung seines Vaters bei der Firma Hölzen Stahlbau den Beruf des kaufmännischen Angestellten erlernen. Danach wechselte er zur Firma Heseding Eisenwaren, bis er 1959 zur Bundeswehr einberufen wurde. Nach der Bundeswehr folgte noch ein kurzes Gastspiel bei der Firma Frieling, ehe er sich Ende 1960 mit Anfang zwanzig gemeinsam mit seinem Vater selbständig machte.
Der Vater unseres Unternehmers hatte nahezu 40 Jahre bei der Firma Gebrüder Hackstedt gearbeitet, die Papiertüten produzierte. Im Volksmund war es die „Tütkenfabrik“. Der Vater unseres Unternehmers war damals der einzige Beschäftigte der Firma.
Der Inhaber der „Tütkenfabrik“ hatte keinen Nachfolger. Er bot deshalb unserem Unternehmer und seinem Vater die Firma zum Kauf an. Vater und Sohn nahmen dieses Angebot an. Das Betriebsgebäude musste für 800 DM monatlich angemietet werden, was in der Summe 9.600 DM jährlich ausmachte. Dies entsprach dem Umsatz von 10.000 DM per anno, den der Betrieb damals erwirtschaftete.
Somit stellte das „Unterfangen Selbständigkeit“ für beide eine große Herausforderung dar. Zu schaffen war dies nur mit einem enormen Arbeitseinsatz und einer günstigen Finanzierung durch die damalige Lohner Bank.
Auf diese Gründung blickt der Unternehmer heute voller Stolz zurück: „Durch Fleiß, eisernen Willen und mit tatkräftiger Unterstützung meiner Frau Hedwig, schafften wir es jedoch gemeinsam, im ersten Jahr den Umsatz auf 100.000 DM zu steigern“.
Damit nahm die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ihren Lauf.
Die Unternehmensentwicklung
Das Wachstum des Unternehmens ist beeindruckend. 300 Mitarbeiter erwirtschaften heute einen Umsatz von 90 Millionen Euro. Dazu hat das Unternehmen enorme Investitionen getätigt: In Grundstücke, Gebäude und neue Maschinen.
1967: Kauf eines 5.000 qm großen Grundstücks und Bau einer neuen Produktions- und Lagerhalle mit Bürotrakt. Bevor das Gebäude fertig gestellt war, starb der Seniorchef.
1970: Kauf der ersten Maschine zur Herstellung von Kunststoffverpackungen.
1980: Bau einer neuen Produktions- und Lagerhalle mit Bürogebäude auf einem Gewerbegrundstück von 20.000 qm. Investition in die ersten Extruder, um die bis dahin zugekaufte Folie selbst zu produzieren.
1984: Investition in neue Extruder und Konfektionsanlagen.
1986: Einstellung der Produktion von Papiertüten.
1989 – 1992: Erweiterungsinvestitionen.
1993: Investition in eine eigene Druckplattenfertigung.
1996: Investition in eine Kaschieranlage, eine neue Veredlungsstufe.
1998: Bau des Werkes 2 im Industriegebiet.
2001: Inbetriebnahme der ersten 10-Farben-Flexodruckmaschine Europas.
2002: Inbetriebnahme einer vollautomatischen computergesteuerten Farbmischanlage.
2006 – 2010: Bauliche Erweiterungen und weitere Investitionen, u.a. Inbetriebnahme der ersten Direktgravur Laseranlage weltweit etc.
Die Unternehmensphilosophie
Im Internet-Auftritt des Unternehmens heißt es nüchtern:
„Seit 1961 sind wir mit unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern zusammen gewachsen: Von kleinsten Anfängen zu einem führenden Anbieter für Verpackungsfolien und Folienverpackungen – mit der größten Flexo-Druckerei Europas."
Über seine Mitarbeiter sagt der Unternehmer:
„Wir sind eine große Familie, geprägt von gegenseitigem Miteinander und Füreinander.“
Zur Zukunft des Unternehmens äußert er sich:
„Solange unser Haus und unsere Mitarbeiter die Flexibilität und Qualität, mit der wir uns identifizieren, weiterleben und solange wir unseren technologischen Vorsprung durch immer neue Investitionen und Innovationen halten, bleiben wir auch in Zukunft in Europa und darüber hinaus wettbewerbsfähig.“
Der Unternehmer
Der hinter diesem Unternehmen stehende Unternehmer ist verheiratet und hat drei Töchter.
Für seine Nachfolge im Familienunternehmen hat er vorgesorgt. Tochter Ulrike und sein Schwiegersohn Jürgen sind bereits seit mehr als 20 Jahren im Betrieb tätig. Ihnen soll es gelingen, den Fortbestand des Familienunternehmens zu sichern und weiter auszubauen.
Unser Unternehmer und seine Ehefrau Hedwig sind in ihrer Gemeinde gesellschaftlich stark engagiert:
Er war im Aufsichtsrat der örtlichen Volksbank, im Kreistag, im Kirchenausschuss der Pfarrgemeinde, im Beirat des Industriemuseums und im Vorstand der Bürgerstiftung.
Seine Frau Hedwig kümmert sich mit dem „Verein für krebskranke Kinder e.V.“ um hilfsbedürftige Kinder aus Osteuropa.
Der Unternehmer war 28 Jahre lang Präsident des örtlichen Fußballvereins. Für seine Verdienste trägt das Stadion heute seinen Namen.
Für sein gesellschaftliches Engagement hat die Stadt ihm das Nieberdingschild verliehen, die höchste Auszeichnung der Stadt. Außerdem hat er in diesem Jahr das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Wir ehren heute einen Unternehmer, für den Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und klare Worte („auch wenn es weh tut“) die entscheidenden Grundwerte sind. Eine bessere Wahl hätten die Juroren nicht treffen können.
Es ist Heinz Dettmer aus Lohne, Inhaber der Firma delo: Dettmer Verpackungen GmbH.
Lieber Heinz, dazu möchte ich Dir recht herzlich gratulieren!
Dr. Josef Schlarmann