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Politische Reden : Oldenburger Wirtschaftspreis
22.06.2015 20:24 (3829 x gelesen)

Oldenburger Wirtschaftspreis

Sehr geehrter Herr Dr. Appelhoff,
sehr geehrter Herr Professor Kersten,
meine sehr verehrte Herren und Damen,

meine Aufgabe ist es, die Laudatio auf den diesjährigen (2013) Preisträger, die private Fachhochschule für Wirtschaft und Technik (FHWT), vertreten durch den Professor Kersten, zu halten. Ich fühle mich dadurch geehrt und habe den Auftrag schon deshalb gern angenommen, weil der Preisträger aus meiner alten Heimat,  dem Oldenburger Münsterland kommt.

Bevor ich zur Laudatio komme, erlauben Sie mir eine kurze Vorbemerkung zur Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg – Der Kleine Kreis e.V., die ich bis dahin nicht kannte, was ich als Lücke empfinde.

In Ihrer Chronik zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2001, die ich mit Interesse gelesen habe, befindet sich unter dem Datum 09. Dezember 1957 der erste Eintrag: „Erhard wird von Mitgliedern des Kleinen Kreises empfangen. Der beliebte Politiker sprach in freier Rede mit den Gästen über Wirtschaft und Politik.“ Was waren das für Zeiten! Der Vater des Wirtschaftswunders spricht vor mittelständischen Unternehmern „in freier Rede“ über Wirtschaft und Politik. Ich wäre gern dabei gewesen!

Aber jetzt zu meinem eigentlichen Auftrag. In Erinnerung an Ihren langjährigen Vorsitzenden Dr. Hubert Forch, verleiht die Wirtschaftliche Vereinigung Oldenburg jährlich den Wirtschaftspreis. Mit diesem Preis ehren Sie Persönlichkeiten und Institutionen, die durch Ihr Engagement und Wirken die Entwicklung der Region als Wirtschaftsstandort fördern und maßgeblich beeinflussen.

Was rechtfertigt die Entscheidung, den diesjährigen Wirtschaftspreis an die Fachhochschule für Wirtschaft und Technik (FHWT) zu verleihen? Mit einer kurzen Beschreibung dieser Einrichtung möchte ich beginnen.

Die Fachhochschule ist an mehreren Standorten tätig, in Vechta und Diepholz sowie in Oldenburg und Bremen. Es gibt zurzeit drei Studiengänge: Betriebswirtschaftslehre in Vechta und Bremen, Elektrotechnik und Mechatronik in Oldenburg sowie Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen in Diepholz. Die Fachhochschule ist also eine „regionale Studieneinrichtung für Wirtschaft und Technik“.

Die Fachhochschule hat zurzeit etwa 650 Studenten. Sie werden von 22 Professoren und der gleichen Anzahl akademischer Mitarbeiter und Verwaltungskräften betreut. An der Fachhochschule kann jeder studieren, der die Berechtigung zum Hochschulzugang hat. Abitur ist zwar die Regel, es gibt aber insgesamt acht verschiedene Zugangswege. Wir haben es also mit einer „offenen Hochschule“ zu tun, die neue Zielgruppen erschließt.

Ein wichtiges Merkmal der Fachhochschule ist die Ausbildung im „Dualen System“. Die Studenten sind in einem Rhythmus von 10 bis 12 Wochen,  also vierteljährlich abwechselnd an der Hochschule und in einem Ausbildungsbetrieb tätig. Sie werden  nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ausgebildet, wobei die Berufsausbildung grundsätzlich integraler Bestandteil des Studienkonzeptes ist. 

Wie finanziert sich eine solche Einrichtung? Die Preisträgerin nennt sich selbst „Private Fachhochschule“.

Die Studenten leben von der Ausbildungsvergütung, die sie von ihren Ausbildungsbetrieben erhalten. Die Fachhochschule selbst hat ein jährliches Budget von etwa 4,3 Millionen Euro. Hiervon werden zwei Drittel über Studiengebühren finanziert, der Rest wird mit Zuschüssen der Gesellschafter abgedeckt. Die Fachhochschule wird demnach ohne Landes- oder Bundesmittel finanziert. Sie trägt deshalb das Merkmal „Private Fachhochschule“ zu Recht.

Und damit bin ich bei den Gesellschaftern dieser Einrichtung und ihrer Geschichte angelangt. Warum und von wem ist die Fachhochschule gegründet worden?

Am Anfang stand ein Problem, das Unternehmer in der Oldenburger Wirtschaftsregion hatten, nämlich der Mangel an Fachkräften. Wer wollte schon ins Oldenburger Münsterland ziehen, um dort zu arbeiten? Es lag  nahe, diesem Mangel mit einer Berufsakademie abzuhelfen.

Der erste Schritt dazu wurde im Jahr 1989  mit der Gründung der Berufsakademie Oldenburger Münsterland e.V. gemacht. Gründer waren Unternehmer aus der Region, wie Grimme, Heider, Mager oder Diekmann,  die sich diese Einrichtung etwas kosten lassen wollten. Heute ist dieser Verein der Mitgliedsverein für alle Betriebe, die das Studienangebot der Fachhochschule nutzen.

Von Anfang an dabei war Professor Dr. Jons T. Kersten, von zuhause Psychologe und Berufspädagoge, der gerade seine Habilitation abgeschlossen hatte, als ihn der Ruf aus dem Oldenburger Münsterland ereilte. Er nahm diesen Ruf an, weil er schnell merkte, dass es sich bei den Unternehmern aus Südoldenburg nicht um Altruisten handelte, sondern um Personen mit klaren Vorstellungen, die für eine Berufsakademie auch zahlen wollten.

Es ging dann alles rasend schnell. Im Mai 1990 wurde das Institutsgebäude in Vechta fertig gestellt. Im August begann man mit dem ersten Studiengang Betriebswirtschaft mit insgesamt 37 Studenten. Der zweite Studiengang für Wirtschaftsingenieure folgte bereits ein Jahr später.

Ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der Fachhochschule war die Verbindung mit der „ DR JÜRGEN UND IRMGRD ULDERUP STIFTUNG“ im Jahr 1994. Die Stiftung gehört heute zu den Gesellschaftern der Fachhochschule und finanziert den Studiengang Maschinenbau jährlich mit einem Betrag von einer Millionen Euro.

Die Erweiterung um die Studiengänge Elektronik und Mechatronik erfolgte in Kooperation mit dem in Oldenburg ansässigen „Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik“, das ebenfalls zu den Gesellschaftern gehört.

Insgesamt gibt es sieben Gesellschafter. Noch nicht erwähnt wurden die EWE VERTRIEBS GmbH, die HARTING KGaA sowie der Landkreis Diepholz und die Stadt Diepholz. Jeder Gesellschafter trägt über Zuschüsse zur Finanzierung der Fachhochschule bei.

Damit haben wir die Gründe für die Verleihung des Oldenburger Wirtschaftspreises an die „Private Fachhochschule für Wirtschaft und Technik“ zusammen. Die Fachhochschule fördert und beeinflusst die Entwicklung der Wirtschaftsregion als Wirtschaftsstandort,

1.) weil sie mit ihrem Ausbildungsangebot die Region attraktiver macht;

2.) weil sie mit dem Dualen Modell passgenau Fachkräfte ausbildet und

3.) weil sie mit ihren Kontakten zur Wirtschaft einen Beitrag zur regionalen Integration leistet.


Mit der Verleihung des diesjährigen Wirtschaftspreises an die Private Fachhochschule für Wirtschaft und Technik ehren Sie eine würdige Preisträgerin und auch gleichzeitig ihren Präsidenten Professor Kersten, den „spiritus rector“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Professor Kersten ist kein Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm, sondern ein Wanderer zwischen den Welten der Wissenschaft und der Praxis. Als Psychologe und Berufspädagoge bringt er dafür die besten Voraussetzungen mit. Die Fachhochschule hat ihm viel zu verdanken.

Herzliche Glückwunsch zu dieser Leistung und der Verleihung des Oldenburger Wirtschaftspreises – im Gedenken an Dr. Hubert Forch.

Dr. Josef Schlarmann


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