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Klima und Energiewende : Rudi Behr zur "Häschenschule"
26.04.2024 12:07 (383 x gelesen)

Rudi Behr zur Häschenschule

Das Kinderbuch „Die Häschenschule“ ist 100 Jahre alt geworden. Ein Kinderbuch, das die Werte von vor 100 Jahren in Geschichten nett, lesenswert und anschaulich widerspiegelt. Lesenswert, wenn man die Moralvorstellungen und die Benimmvorschriften der Zeit erfahren möchte. Heute werden historische Gegebenheiten und Auffassungen gründlich auf zeitgemäßes Gedankengut überprüft. Textpassagen werden verboten oder umgeschrieben. Geschichte darf nicht Geschichte enthalten, sondern muss den heutigen Vorstellungen angepasst werden, womit keiner mehr Geschichte einordnen kann. So auch bei der Häschenschule.
 

Es fing vor ca. 30 Jahren an. Man hat eine Passage aus der Häschenschule herausgestrichen. Der Protest der Häschenschule-Leser war heftig. Es betraf das Schulgebet. „Artig faltet man die Hände, bis das Frühgebet zu Ende.“, so der Text, der Missfallen erregte. Mehrere Sachen gingen nicht. Artig war ein unmöglicher Begriff, wo die Jugend doch gerade zum Ungehorsam aufgerufen wurde und das Falten der Hände, eine Haltung der Demut, war völlig unzeitgemäß. Na, und dann erst das Beten. Völlig irrelevant. Religionsdiktat und Opium für das Volk. Mit solchen religiösen Ritualien sollten die Kinder nicht verdorben werden. Das haben zum Glück geschichtsbewusste Leser unter erheblichem Protest dann aber wieder in den Text hineinbekommen. Weitere im Buch geschilderte Moralvorstellungen, wie z.B. sauberes Taschentuch, frühes Aufstehen, sich melden, wenn man etwas sagen will, und naturwissenschaftliche Tatsachen wurden dann nicht mehr angegriffen. Und der Hase blieb im Buch bis vor kurzem Hase und der Fuchs eine Gefahr für die Hasen.


Diese Auffassung korrigiert Frau Anke Engelke in dem Buch „Die neue Häschenschule“ nun grundlegend. Der Fuchs wird Freund der Hasen, ja sogar Retter aus Hasennot. Wenn man die neue Häschenschule liest, kommt einem der Verdacht, dass Frau Engelke eigentlich noch einen Zusatz zum Nachnamen haben muss. Engelke-Fuchs wäre passend. Bei näherer Betrachtung wird die „Fuchslist“ der Autorin deutlich. Nur ein Fuchs kommt auf den Gedanken, den Hasen eine freundschaftliche Gesinnung der Füchse zu vermitteln, um sie dann ohne anstrengende Jagd zu verspeisen. Die uralte Angst vor dem Fuchs soll der Hase vergessen, so die Fuchslist, die Frau Engelke propagiert. Schon in der alten Häschenschule blitzt die Fuchslist auf: „Horch, wer wimmert da so sehr, liebe Häschen kommt mal her, ach ich bin so schwach und matt, bringt mir doch ein frisches Blatt.“, so jammert der Fuchs im Gebüsch. Schon damals versuchte der Fuchs die Hasen zu täuschen, dass er ein Vegetarier ist und Blätter frisst. Diese List entlarvten die gelehrigen Hasen der alten Häschenschule aber sofort und rannten, was das Zeug hielt, davon. Sie hatten im Unterrichtsfach „Tiergeschichte“ vom Lehrer gehört: „Von dem alten Fuchs, dem Bösen, wird erzählt und vorgelesen. Wie er leise, husch-husch-husch, schleicht durch Wiese, Feld und Busch.“ Bei Frau Engelke dagegen bittet der Fuchs die Häschen, ihm zur Genesung und Stärkung seines kränklichen Befindens, Blätter zu bringen. Folgerichtig isst bei Frau Engelke der Fuchs jetzt Möhren. Er verabscheut Hasenfleisch und wird friedlicher Veganer. Hasen stehen nicht mehr auf dem Speiseplan. Der junge Fuchs im Buch von Frau Engelke sitzt friedlich auf der Schulbank neben den Hasen und lauscht der neuen Lehre der Hasenlehrer/innen. Der Todfeind des Hasen ist nicht mehr der Fuchs, sondern der Bauer. Er spritzt in seinen Feldern gewissenlos mit Gift gegen Pilze und Insekten rum. Dann kommt zu allem Überfluss noch ein Mähdrescher zur Getreideernte, der das Leben des Hasen bedroht, und nur das mutige Einschreiten durch den Fuchs rettet den Hasen. Mähdrescher, dachten wir bisher, sind Vegetarier, die nur Pflanzen abmähen wollen. Frau Engelke lehrt uns, dass das ein Märchen ist. Der Mähdrescher ist kein Vegetarier. Der Hase gehört zu seinem Beuteschema. Wären da nicht die treusorgenden Füchse, die die Hasen vor diesen Gefahren retten, wäre es schlecht um den Hasenbestand bestellt.

Nun wurde vor Kurzem offiziell festgestellt, dass der Bestand an Feldhasen stark zunimmt. Mähdrescher und Spritzen fahren nicht weniger als vor einigen Jahren. Wie kommt es dazu? Frau Engelke kann das erklären. Die veganen Füchse haben sich glücklicherweise stark vermehrt und schützen das Hasenleben.

Ich habe die Hoffnung für den Erhalt der zukünftigen Feldhasenpopulation, dass die Lehrkräfte in der neuen Häschenschule so faul und ineffektiv sind, dass die jungen Hasen Analphabeten bleiben. Dann können sie Frau Engelkes Buch niemals lesen. Ich befürchte, wenn die Hasen Frau Engelkes Buch lesen könnten, ist es vorbei mit dem Hasenleben auf unseren Feldern, Wiesen und dem Wald. Da hat der Fuchs Frau Engelke aber ganz schön überlistet. Der Fuchs ist bekannt für seine List. Frau Engelke eigentlich nicht für Naivität. Muss aber doch geklappt haben!

Ihr
Rudolf Behr


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